In der Siedlung Erlach spiegeln sich die deutsche und die Burgbernheimer
Nachkriegsgeschichte
Im Burgbernheimer Wald hatten die Trockenheit des Jahres
1947 und Borkenkäferbefall 110 Hektar Kahlfläche verursacht. Das Nutzholz war
bereits verkauft, die Wurzelstöcke steckten noch im Boden, als die Gemeinde in
der Waldabteilung Erlache je 10 Hektar an zwei Familien zur Neuansiedlung
abtrat. Die rechtliche Grundlage für die Eingliederung bildete das
Flüchtlingssiedlungsgesetz. Die Bayerische Landessiedlung vermittelte
zinsgünstige Darlehen.
So wurde etappenweise neues Land für
den Ackerbau geschaffen. Die Familien wohnten zu dieser Zeit im
Markgrafenbau des Wildbads.
Zwei Gehöfte in einer 20 Hektar großen Waldschneise
westlich der Straße nach Hornau, an der der Burgbernheimer Gemarkungsgrenze,
bilden die Siedlung Erlach. Die Siedlung entstand in den Jahren nach dem Zweiten
Weltkrieg, als es galt, Heimatvertriebenen bzw. Flüchtlingen eine neue
Existenzgrundlage zu geben. Die Höfe gehören heute noch Nachkommen der
Gründerfamilien Deglau aus Ostpreußen (links im Bild) und Stockinger aus dem Sudetenland
(rechts). Im Hintergrund Burgbernheim. |
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Wer waren die Neusiedler? Am 18. Mai 1946 musste die 32 Jahre alte Klara
Stockinger mit vier Kindern im Alter von 3-9 Jahren ihren Hof im
Sudetenland, in Millik bei Neuern, Kreis Eisenstein, räumen. Ehemann
Aloisefand sich in Kriegsgefangenschaft und stieß erst in Burgbernheim zur
Familie.Noch 1946 fand die Familie in Burgbernheim Unterkunft, zunächst in
der Erlmühle, von wo aus die schulpflichtigen Kinder täglich zur Schule
laufen mussten. 1950 konnte das inzwischen gebaute Haus mit Stallung bezogen
werden. Über Darlehen wurde zunächst eine Kuh angeschafft (900 DM).
Weitere Tiere und Geräte folgten. Die Familie errichtete später eine kleine
Kapelle. Die notarielle Zuschreibung des Grundstücks erfolgte erst im
Februar 1951. Kaufpreis 3960 DM. In der Urkunde ließ sich die Gemeinde
bestätigen, dass der Verkauf auf das eventuelle Landabgabesoll anzurechnen
sei. 1968 übernahmen Sohn Karl Stockinger mit Ehefrau Cäcilie Hildegard das
Anwesen.
Weitere 10 ha erhielt der 1921 bei Tilsit in Ostpreußen geborene
Herbert Deglau. Nach kurzer amerkanischer Kriegsgefangenschaft kam der
Unverheiratete 1945 nach Franken. Eine Rückkehr in seine Heimat war zu
diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich. 1947/1948 fand er am Hof des
Burgbernheimer Bürgermeisters Weiß Arbeit. Von der Gemeinde wurden ihm die
10 ha Land in der Erlach zum Roden zugewiesen. Seine Beziehungen verhalfen
Herbert Deglau bald zu Pflug und Pferd, zeitweise standen ihm bis zu vier
Pferde zur Verfügung. 1949 begann der Hausbau mit angrenzender Scheune. Der
Nachweis einer eigenen Existenz ermöglichte die Aufnahme seiner aus
Ostpreußen geflüchteten Eltern und Geschwister. Er heiratete 1950
Maria Käfer aus Hornau. Die erste Tochter wurde
bereits Ende 1950 in
diesem Haus geboren. Damals gab es zwei Kühe und 12 Hühner, später kamen
acht Milchkühe dazu. 1968 wurde auf Ferkelerzeugung umgestellt.
Stromanschluss kam für beide Höfe erst Weihnachten 1959 aus Hornau. Vorher
beleuchteten Petroleumlampen die Wohnung, in den Stall ging man mit
Sturmlaternen. Den Deglauhof übernahmen 1982 Lothar und Erna Deglau und
bauten ein neues Wohnhaus. Auf beiden Höfen wird heute keine Landwirtschaft
mehr betrieben, die Felder sind verpachtet. Nachkommen der nächsten
Generation bauten
weitere Wohnhäuser.